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AUTOR VON "HAHNENSCHREIE", "LIEBESBRIEF AN FREMDEN KÖNIG" UND SCHILLER-TRILOGIE ("STERNGUCKER ODER ...")



Leseprobe 1
Aus "PIAZZA IM WALDE"

 

Sofaplatz → Arbeitsplatz

Ein Telefon klingelte.

Federle?

Die sehr belastet klingende Stimme einer älteren Frau fragte:

Bist du es, Walter?

Tut mir leid.

Ich möchte bitte mit Walter sprechen.

Hier gibt es keinen Walter.

Kurze Ratlosigkeit.

Dann entschuldigen Sie bitte.

Ende des Telefonats.

Arme Frau, dachte Peter, klang hilfsbedürftig.

 

Sofaplatz → Bauplatz

Ein Telefon klingelte.

Federle?

Die sehr belastet klingende Stimme einer älteren Frau fragte:

Walter, bist du's?

Tut mir leid.

Ich möchte bitte mit Walter sprechen.

Hier gibt es keinen Walter.

Kurze Ratlosigkeit.

Aber ist dort der Maidan-Platz?

Wie bitte?

Ach, ich meine: ist da der Gezi-Park?

Nein, eine Fehlverbindung.

Schrecksekunde.

Dann entschuldigen Sie bitte.

Ende des Telefonats.

Arme Frau, dachte Peter, klang hilfsbedürftig.

 

Sofaplatz → Parkplatz

Ein Telefon klingelte.

Federle?

Die sehr belastet klingende Stimme einer älteren Frau fragte:

Bist du es, Walter?

Nein.

Ich möchte bitte mit Walter sprechen.

Hier gibt es keinen Walter.

Kurze Ratlosigkeit.

Oder wissen Sie, wo Walter jetzt sein könnte?

Welcher Walter denn?

Mein Sohn. Er ist im Libanon verschollen.

Tut mir leid.

Nein, in Libyen. Er ist in Libyen verschollen.

Seit wann denn?

Tja, seit wann? Mein Mann hat ja zuletzt noch mit ihm telefoniert.

Dann fragen Sie doch Ihren Mann.

Der ist doch tot. Aber in seinem Handy war das letzte Telefonat mit Walter.

Dann weiß das Handy auch Walters Telefonnummer.

Ja, das ist Ihre.

Wie bitte?

Es ist Ihre Telefonnummer. Muß auch seine sein. Lebt Walter bei Ihnen?

Bei mir lebt niemand.

Genau wie bei mir jetzt. Auch Walter nicht?

Ich kenne gar keinen Walter.

Ja, das sagen alle. Aber wenn er auftaucht, möchte er sich bitte melden: Pestalozziplatz 7.

Alles klar.

Dann entschuldigen Sie bitte.

Ende des Telefonats.

Arme Frau, dachte Peter.

 

Pestalozziplatz → Golfplatz

Ein Telefon klingelte.

Federle?

Die sehr belastet klingende Stimme einer älteren Frau fragte:

Bist du es, Walter?

Nein, tut mir leid.

Ich möchte bitte mit Walter sprechen.

Hier gibt es keinen Walter. Ich bin auf dem Golfplatz.

In Syrien?

Nein, in Bremen.

Walter war zuletzt in Syrien. Aber ob es da jetzt noch Golfplätze gibt?

Wohl kaum.

Sehen Sie. Aber kurz bevor er da enthauptet wurde, hat er noch mit unserm Sohn telefoniert.

Wer jetzt?

Na, Walter.

Wer ist denn Walter?

Na, mein Mann natürlich.

Ich dachte, Ihr Sohn.

Schrecksekunde.

Ich glaube, die hießen beide Walter. Walter, Pestalozziplatz 7.

Alles klar.

Dann entschuldigen Sie bitte.

Ende des Telefonats.

Wie entsetzlich, dachte Peter: das kommt dann bei alledem raus.

 

 

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